Hambach, 19. Oktober 2019

Annerschwu is annersch aber ned wie in de Palz

Obwohl ich die letzten drei Wochen vor dem Lauf gesagt habe, dass ich die 56 Kilometer rein mit dem Kopf und nicht mit dem notwendigen Training laufen werde, war ich die letzten zwei Tage vor dem Lauf doch sehr nervös ob das wohl gut werden würde. Die Folge davon war, dass ich Donnerstag Abend statt zu laufen  in die Wärmekabine ging und danach 250 g Schinken aus der Eiifel verputzte und obbwohl er mir den ganzen Freitag im Magen lag, verschlang ich auch noch zwei gehäufte Teller Nudeln mit Bolognese und zum Überfluss am Samstagmorgen zwei Scheiben Brot mit Erdbeermarmelade.

Ich konnte zum Glück noch zweimal vor dem Lauf aufs Klo. Mit dieser geballten Kraft an Kalorien war ich auch gleich nach dem Start ca. unter den ersten 25 Läufern und verlief mich mit einigen anderen auch schon prompt nach ca. 1,75 Kilometern. Blöderweise dachte ich, dass ich den Rückstand nachdem ich wieder auf dem Weisteig war und gemerkt hatte dass ich etwas weiter hinten im Feld wieder Anschluss gefunden habe, so schnell wie möglich wieder nach vorne kommen "müsse". Was damit endete, dass ich ab Deidesheim merkte dass mich das Tempo "6er Schnitt bergab " schon etwas anstrengte. Aber es kam schlimmer, schon gleich nach der Kapelle am Steilhang kamen die ersten Krämpfe im Vorderfuß und dem Schienbein. Also veränderte erst einmal die Schnürsenkel und machte den Schuh schon deutlich lockerer zu. Diese Prozedur machte ich bis ins Ziel noch zweimal aber jetzt an beiden Schuhen was nur minimal half.

Vom Flaggenturm bis Bad Dürkheim, wo ich noch eine gut gesalzene Brezel von Gabi in die Hand gedrückt bekam, wanderte ich in Begleitung von Frank Leimert und Isabel Wagner - und dann weiter bis zum Bismarkturm. Wobei mir die ungleichen Treppenstufen von der Sonnenwendstrasse hoch zur Schäferwarte sowie am Steinbruch und am Geiersbrunnen am meisten zu schaffen machten. Am Bismarkkturm wartete zu meiner Überraschhung meine Tochter auf mich, die Gabi von unterwegs angerufen hatte ob sie nicht Lust hätte mich vom Biismarkturm bis ins Ziel zu begleiten und sie in Kallstadt holte. Runter zur Lindemannsruhe sagte ich, ich müsse jetzt etwas laufen um meine Muskeln aufzulockern und auch gleich dazu, um keine Ängste bei meiner Tochter aufkommen zu lassen, nur ganz locker ohne Tempo, sodass nach einigen Metern Gabi hinter uns sagte dass sie das Tempo ja sogar mit dicker Jacke mitrennen könne. Von der Lindemannsruhe aus waren auf einmal Dieter Ehrenberger, Erich Strack und Fabian Mahler bei uns. Von denen lief aber nur Fabian bis ins Ziel mit, da ich fast die ganze Strecke durchrennenn konnte ohne dass ich irgendwelche Muskelprobleme bis ins Ziel hatte. Durch die Krämpfe unterwegs hatte ich meine Zielankunft schon zwischen neun und zehn Stunden eingeschätzt und war durch die letzten Kilometer auf meiner Hausstrecke mit acht Stunden und fünf Minuten gut davon gekommen. Moralisch hat mit die Begleitung von Isabel und Frank während meiner Wanderphasen wirklich gut getan.

Text Peter, Fotos Peter und Gabi;

 

Einige Tage vor dem Start stellte ich mir die Frage, ob ich beim Weinsteig starten solle. Hatte ich mir doch Anfang Oktober eine starke Bronchitis eingefangen, aufgrund derer ich sogar letzten Sonntag in Palma den Marathon abbrechen musste.

Donnerstags beim LT testete ich nochmal meine Verfassung und entschied, es wenigstens probieren zu wollen. Wenn ein Lauf durch die Heimat schon mal fast an der eigenen Haustür vorbeiführt....

Nach Briefing und Pasta Party am Freitagabend in Obersülzen holten mich die Gründlings am Samstagmorgen um 5:45 Uhr ab, um gemeinsam zum Hambacher Schloss zum Start zu fahren. Pünktlich um 7:00 Uhr liefen wir los und es dauerte nur wenige Kilometer, bis ich in der Dunkelheit mit zwei anderen Mädels von der Strecke abgekommen bin. So habe ich auch für die ersten 5 Kilometer 1 h 20 min. gebraucht! Da begann für mich schon das Rechnen, ob ich den Lauf in der Zielzeit von 10 Stunden schaffen werde.

Am ersten VP nach 21 km in Königsbach beruhigten mich die anderen Mitläufer – wir seien noch bestens in der Zeit. Also trotzdem nicht so lange aufgehalten und weiter nach Deidesheim. Bevor es wieder in den Wald ging wartete Michael auf mich und ich zog mich schnell um, da ich komplett nass geschwitzt war. Nach den Vulkanseen, Odinstal und Wachtenburg kam bei km 35 der 2. VP. Ich verpflegte mich zügig und weiter ging es Richtung Poppental. Auf diesem Streckenabschnitt muss ich meine Brille verloren haben, die ich bergauf immer absetzte. Zurück war keine Option, ich war mir immer noch nicht sicher, die 10 Stunden einzuhalten! Also musste der Rest der Strecke teilweise im Blindflug erfolgen. Ich fühlte mich jedoch noch ganz gut und versuchte in gefühlt zügigem Lauf- und Wanderschritt Strecke zu machen.

In Dürkheim war die Überraschung groß, als die ganze Familie an der Strecke stand und mir und meiner Mitläuferin ermöglichten, unsere Wasservorräte aufzufüllen. Jetzt ging es über Schäferwarte und Kriemhildenstuhl hoch zum Bismarckturm. An der letzten Steigung ab dem Schlagbaum hatte ich richtig zu kämpfen – der Akku war fast leer. Zum Glück reichten mir Michael und Anna am Bismarckturm nochmal Wasser, sonst wäre ich in arge Schwierigkeiten gekommen.

Ab dem Bismarckturm sind es nur noch 10 flache Kilometer, aber die können sich ja soooo ziehen. Trotzdem erreichte ich mit einem guten Polster total glücklich das Ziel!

Zum Glück habe ich die Eingangsfrage mit „ja“ beantwortet: Der Lauf war zwar anspruchsvoll und teilweise richtig hart für mich, aber was gibt es Schöneres, als durch seine wunderschöne Heimat und Trainingsrevier zu laufen!

Text Annette

 

 

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