Hoppstädten-Weiersbach, 01. Mai 2010

Leere Versprechungen

 

Eine Woche nach seinem 100 Meilen-Abenteuer waren Peters Beine natürlich noch nicht wieder locker. Deshalb hatte er sich überlegt, beim "50er" am Bärenfels gemütlich die Muskulatur auslockernd mit mir zu laufen. Veranstalter Robert Feller ist berühmt-berüchtigt für seine permanenten Streckenänderungen und mit den eingebauten Schikanen kommt er dem sehr nahe, was Peter manchmal mit uns im Training treibt :-). So maß der 50er, der seit 2008 immer am Maifeiertag stattfindet, dieses Jahr 52,5 km. Als kleine Beigabe wurden noch 1.700 Höhenmeter mit ins Starterpack gelegt.

Start war um 10 Uhr, so daß wir bequem morgens ins ungefähr 100 km entfernte saarländische Neubrücke (gehört zu Hoppstädten-Weiersbach im Landkreis Birkenfeld) fahren konnten. Hier war das Wetter noch recht gut, die Wolken wurden dunkler, je weiter wir uns dem Saarland näherten. Kurz vor der Grenze fing der Regen an und wir stellten uns schon auf stundenlangen Dauerregen ein. Zum Glück hörte es so gegen 11 Uhr/11.30 h rum auf und der Rest des Tages war dann wettertechnisch sehr angenehm.

Zu laufen waren fünf Runden à 10,5 km. Ein paar Minuten vorm Start kam Peter und meinte, er friere und würde jetzt gerne erstmal normal loslaufen und dann sein Tempo auf mein Niveau drosseln, wenn er mich überrunden würde. Als es dann in seiner vierten Runde so weit war, lag er so gut im Rennen, daß er es weiter laufen ließ, nach seinem Zieleinlauf umdrehte und mir unterwegs "auflauerte", um dann meine restlichen Kilometer noch mit mir abzuspulen. Für seinen Wettkampf brauchte er 5:04:26 h und wurde Gesamt-Fünfter.

Ich lief drei kurzweilige Runden mit Angie Ngamkam, der Lebensgefährtin des Siegers René Strosny. In der vierten Runde ließ sie mich erstmal laufen, weil sie sich im Ziel erstmal um den bereits angekommenen René "kümmerte" und lief dann wieder auf mich auf. Vereinbarungsgemäß lief sie in der letzten Runde ihr eigenes Tempo und nahm mir auf 10,5 km sage und schreibe 35 min ab.

Mir machten weniger die Höhen- als mehr die Tiefenmeter zu schaffen. Bergab wurde es immer mühseliger, meine "Bremsmuskulatur" in den Oberschenkeln wollte nicht so wie ich gewollt hätte. Das Stück im Bärenpfad mit ca. 30-40 cm hohen Stufen abwärts war besonders witzig, was Peter in meiner letzten Runde auch im Bild festhielt. Nach 7:46:27 h hatte ich es dann endlich auch geschafft. Mein längster Lauf seit fast 6 Jahren. Sowohl von der Distanz als auch von der Zeit und schon gar vom Höhenprofil her. 1.700 Höhenmeter in einem einzigen Wettkampf habe ich meines Wissens bisher noch nicht hinter mich gebracht.

Heute, the day after, brauche ich den Handlauf, um unter lautem Stöhnen vom 1. Stock ins Erdgeschoß zu gelangen. Aber der Schmerz geht, der Stolz bleibt. Oder so.

Bericht mit einigen Fotos auf laufticker.de

Text Gabi Gründling, Fotos Peter Gründling