Fröttstädt, 03. Juli 2010

Zwei halbe Ultras = zwei ganze Ultras

 

100 km in Thüringen, 1x rund um den großen Inselsberg, den man beim Rennsteiglauf überwinden muß. Eine Veranstaltung, die mich schon immer interessiert hat. Aber auch ein Lauf, den ich mir nicht mehr oder noch nicht wieder zutraue, zumal 2.100 Höhenmeter als Extraschmankerl zu bewältigen sind. Aber für so Fälle wie mich gibt's ja die Zweierstaffeln "2x 50". Wobei die Streckenabschnitte ungleich sind. Der Startläufer läuft 50,88 km, der Schlußläufer 48,95 km. Schon vor Monaten habe ich Peter und mich also zur Staffel angemeldet. Lange haben wir hin- und herüberlegt, wer wohl Start laufen würde. War es besser, daß Peter erstmal einen Vorsprung rausläuft und ich mich dann einsammeln lasse? Oder war es besser, daß Peter das Feld von hinten aufrollen würde? Wir entschieden uns schon aufgrund der Wettervorhersage dafür, daß ich morgens starten durfte. Die 100 km-Läufer werden in Fröttstädt um 4 Uhr früh auf die Piste geschickt, die Staffeln eine Stunde später. Also in der Morgendämmerung. Die Sonne kommt erst später und mit ihr die angesagte Bullenhitze.

Aufgrund der zu erwartenden Temperaturen betrug meine erwartete Zielzeit 7:30 h. DUV-Sportwart Wolfgang Olbrich begleitete mich und dadurch wurde es sehr kurzweilig, es machte mir auch nix aus, daß der Besenradler uns bis km 34 immer im Nacken saß. Dann überholte ich die erste 100 km-Läuferin und schwupps waren wir den freundlichen Radler los.

Für mich selbst überraschend übergab ich den Zeitnahmechip bereits nach 6:57:50 h an Peter. Beinahe hätten wir das "Gegenstück" vergessen - er war schon ein paar Schritte von uns weggelaufen, als Wolfgang einfiel, daß wir keinen Autoschlüssel haben.

Und dann kam mein zweite Ultramarathon, der des Wartens auf Peter. Ich hatte damit gerechnet, daß er die Strecke in unter 5 h Laufzeit bewältigen würde, bei "versuch's mal mit Gemütlichkeit" aufgrund der Hitze und der Tatsache, daß er am Ende ca. 15 km durch freies Feld mußte, vielleicht auch 5:30 h. Maximal. Leider kam und kam er nicht bei. Irgendwann kam Ewald Komar ins Ziel und meinte lapidar "schönen Gruß von Peter, er kommt gleich. Er liegt da oben und muß sich ein bißchen ausruhen." Eine Aussage, die auch nicht eben dazu beitrug, mich zu beruhigen. Peter hatte sich "etwas" übernommen und war fix und alle, lag bei km 96 (für ihn 45) im Gras und wollte bzw. konnte erstmal nicht mehr weiter. Die Kameradschaft unter den Ultraläufern machte sich hier mal wieder deutlich bemerkbar. Jeder, der an ihm vorbeilief und ihn bemerkte (er lag etwas abseits der Strecke im Schatten), hielt an und wollte ihm helfen. Irgendwann kam er dann ins Ziel gegangen. "Irgendwann" hieß in dem Fall: nach 6:40:27 h. Er hatte lt. Auswertung des Zeitnehmers im Schnitt 8:11 min pro Kilometer gebraucht, ich 8:13 min. Nach einem kleinen Ausflug auf die Feldbetten der Sanis ging's ihm schon abends wieder besser und ein ausgedehnter Schlaf tat das Übrige.

Mir hat's viel Spaß gemacht und gut gefallen, ich würde gerne mal wieder nach Fröttstädt fahren. Vielleicht ja dann doch zum 100er?

Reportage auf laufticker.de

Text Gabi Gründling, Fotos Gabi & Peter Gründling