Antibes, 06. - 12. Juni 2010

Sechs Tage, die keine waren

 

Gabi und ich, Gabi als Betreuerin und ich als Läufer, fuhren nach Antibes zum 6-Tage-Lauf, um mindestens  720 Km zu laufen, so meine  Vorstellung.

Erfahrung hatte ich  mit den zwei 6-Tageläufen, die ich bis jetzt schon absolviert hatte, genug um es diesmal auf deutlich mehr Kilometer zu bringen als bisher. Das Training hatte gut angeschlagen und ich bin gut durch den Winter gekommen so dass ich wieder stark genug im Kopf und in den Beinen war, den Lauf  zu absolvieren. Dass es nicht einfach sein würde, erst mal wieder an meine bisherigen Kilometer (627) heranzukommen war mir schon klar, aber wer nichts wagt gewinnt auch nichts. 

Also lief ich, da ich mich fit fühlte und auch nicht annähernd an meiner  Pulsgrenze war, den ich anfangs schon kontrollieren wollte, einen 6:15er Schnitt. Der Start war sonntags um 16:00 Uhr es war ca. 28° heiß und schwül. Eigentlich war die Wettervorhersage, dass es nachts um die 13-18°^sein sollte und tags um die 23°-26°, wo wir leider ziemlich darüber waren und vor allem die ersten zwei Nächte war es sehr schwül und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. 

Darüber hinaus erkannte ich leider auch nicht die Zeichen, die mir mein Körper übermittelte und das war ein leicht erhöhter Puls von Anfang an, was ich auf die hohe Temperatur zurückführte und nach zwei Stunden ein stetig steigende Puls, was sich im Nachhinein als Auswuchs einer  nicht genügenden Flüssigkeitszufuhr herausstellte. Anfangs trank ich sogar bewusst weniger, da ich zuviel schwitzte und bei meinen letzten Läufen hatte ich das gleiche Problem, in der ersten Stunde und mit dem Wettkampf legte sich das meistens. Leider dehydriete ich daher und ich bekam noch eine Blasenentzündung dazu, was sich schon ab der achten Stunde durch zuerst leichtes Brennen, später sehr starkes Brennen und ständigen steigenden Druck meiner Blase bemerkbar machte. Ansonsten fühlte ich mich körperlich in Ordnung, auch oder gerade mit der Muskulatur hatte ich keine Probleme. Für den Lauf hatte ich diverse Schuhe getestet und mit dabei und einen Mizuno Schuh der mir normal etwas zu klein war aber der sich ansonsten sehr gut Laufen ließ, präpariert. Das heißt, ich habe ihn vorne um die Zehen herum aufgeschnitten damit meine größer werdenden Füße keine Platzprobleme bekamen und ich auch somit von Blasen verschont bliebe was bis zu meinem Abbruch auch so war.  

Den ersten Tag brachte ich ungefähr so zuende, wie ich es mir kilometermässig vorgestellt hatte. Musste mich zwar am Ende einmal übergeben was aber ansonsten nicht weiter problematisch war, nachdem ich kein normales Wasser mehr von der offizellen Verpflegungsstelle trank. Der zweite Tag fing aber sehr schwül an und ich hatte sogar zeitweise starke Kreislaufbeschwerden, wäre einmal beinahe von der Kloschüssel gefallen sodass ich mich entschloss vom Rennen in schnelles Gehen überzugehen und damit es nicht zu langweilig wurde, entschloss ich mich mit Martina Hausmann zu laufen, die ebenfalls am dritten Tag massive Kreislaufbeshwerden bekam. Bevor ich mit Martina marschierte, nahm ich noch ein kühlendes Bad  im Meer was mich super erfrischte aber leider auch eine Verbrennung einbrachte. Ich wusste auch sofort im Augenblick als mein linker Oberschenkel brannte, woher es rührte, denn ich hatte vor 30 Jahren schon einmal die schmerzhafte Erfahrung von Feuerquallen gemacht sodass ich danach auch keine Lust mehr verspürte im Meer zu baden. 

Leider wurden die Schmerzen beim Wasserlassen sowie der Druck der Blase und demzufolge der Drang zu pinkeln obwohl nichts mehr kam und das was kam, sehr schmerzhaft kam so ziemlich alle 10 Minuten immer heftiger, sodass ich mich entschloss nach zweieinhalb Tagen das Rennen zu beenden.

Mit der Strecke an sich hatte ich nicht wirklich Probleme sondern sie kam mir sogar etwas durch ihre unterschiedliche Beschaffenheit (Asphalt, fester Schotter, sehr staubig mit kleinen Steinchen, Tartanbahn im Stadion) entgegen. Die beste Aussicht war übers Meer und am Strand entlang, was es nicht einfach machte, daran vorbei zu laufen, wenn man gerade das Gefühl hatte, wie eine Bratwurst vor Überhitzung zu platzen. 

Die Hygiene auf dem Gelände, sowie auf den Klos und den im selben Raum befindlichen Duschen ließen gelinde gesagt sehr zu wünschen übrig. Was zwei/drei Chemieklos auf der Strecke und bei den Campern, so ca. 400 Personen, Läufer und Betreuer zusammen, entschärft hätten. Die Verpflegung war etwas einseitig und die warmen Speisen nicht läufergerecht, zum Beispiel gab es mittags Pommes und eine zähe halb rohe Scheibe Rinderbraten. Welcher ein Magen hätte das verdauen sollen?

Ansonsten war eine elektonische Anzeigentafel der durchlaufenden Läufer sowie eine elektronische Anzeigetafel der gelaufenen Kilometer jedes Läufers vorhanden.

Donnerstag und Freitag hatten wir sehr stürmische Winde, aber keinen Regen, was sich aber dennoch nicht auf die sehr gute Kilometerleistungen der Läuferinnen und Läufer auswirkte. 

Gabi und ich blieben trotz meines Ausstieges bis zum Ende der Veranstaltung vor Ort, erstens weil wir etliche Läuferinnen und Läufer kannten und weiter unterstützen wollten und es auch sonst wenig Sinn gemacht hätte, da sich die Kosten eh nicht mehr gemindert hätten. 

Obwohl ich nicht das laufen konnte, was ich mir vorgenommen hatte, werde ich wohl keinen 6-Tagelauf mehr machen, da es einfach von der Belastung in der Vorbereitung sowie im Wettkampf  jedenfalls für mich als Selbständigen einfach zu hoch ist und meine Gesundheit  auch mein Kapital für meine Selbständigkeit ist, über die sich nicht beliebig verfügen lässt. 

Bericht auf laufticker.de

Text Peter Gründling, Fotos Gabi & Peter Gründling